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20 Jahre Spagat 10 Warum sollen Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten? Sollte es sich ein reiches Land wie Öster- reich nicht leisten können, dass die Schwächsten der Gesellschaft ein gutes Leben haben – ohne zu arbeiten? Solche Gedanken gingen mir vor 25 Jahren durch den Kopf, als die Idee zu Spagat entstand. Doch hieraus lassen sich zwei fatale Irr- tümer ableiten: Menschen mit Beeinträchtigung sind nicht die Schwächsten der Gesellschaft, son- dern sie können sehr wohl Wesentliches beitra- gen. UND Arbeit ist nicht ein Müssen, sondern ein Wollen– ein Angebot. Die Erkenntnis, was Arbeit für die gesellschaft- liche Teilhabe, für die Zugehörigkeit, für unsere Identität bedeutet, wurde mir durch die vielen „Spagat-Geschichten“ erteilt. Denn haben wir damals Jugendliche zu ihren Wünschen nach Arbeiten – was sonst? Die Träume, Wünsche und Vorstellungen der jungen Menschen stellten unseren Auftrag dar. Beendigung der Schulpflicht befragt, so kam prompt die Antwort: „Arbeiten – was sonst?“ Nie- mand kam auf die Idee, eine Werkstätte für Beein- trächtigte, eine tagesstrukturierende Beschäfti- gung anzustreben. Fast alle hatten Vorbilder, Träume, Wünsche und Vor- stellungen – und dies war unser Auftrag. Arbeit bietet Entfaltungsmöglichkeiten Jetzt kann man den überbordenden Fleiß als Vorarlberger Mentalität abtun, jedoch steckt nicht das Streben nach einem „Will-Haben“, sondern das Bedürfnis nach sinnvollem „Will-(tätig)-Sein“ dahinter. Denn Arbeit bietet neben Lohn auch „Fast alle hatten Vorbilder, Träume, Wünsche und Vorstellungen – und dies war unser Auftrag.“

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