ifs_zeitschrift_spagat_21_2_sc

Wie ging es dann weiter? Bei uns zu Hause fand ein Unterstützungskreis statt. Hier wurden die Stärken, Fähigkeiten und Vorlieben von Armin gesammelt. Was kann er gut und wo können wir wegen Schnuppermöglich- keiten nachfragen. Das Wichtigste für uns war, dass Armin bei der Arbeit glücklich sein und einen verständnisvollen Mentor haben soll. Wir einigten uns auf vier Schnupperstellen, drei besuchte er mit seinem Integrationsberater. Am besten gefiel es ihm bei der Firma Müller Wohnbau. Konnte er dort gleich anfangen zu arbeiten? Du und dein Kollege Mario schnupperten dann über 20-mal mit Armin in der Firma Müller – im Lager und auch auf der Baustelle. Armin war von Anfang an mit Begeisterung dabei. Er hätte noch ein 12. Schuljahr absolvieren können, hat dieses auch begonnen, war dann aber nicht mehr für den Schulbesuch zu motivieren. Er wollte arbeiten. Wann hat Armin angefangen zu arbeiten? Das Schuljahr 2016/17 begann und schon nach einer Woche war nur noch das Arbeiten Thema. Du hast dann mit dem Chef von Müller Wohnbau geredet und ihr habt den Start eines Integrativen Arbeitsplatzes mit 03.10.2016, vorerst von Montag bis Donnerstag von 8 bis 11 Uhr, vereinbart. Am Freitag konnte er noch zum Kochen in die Schule. Schon bald durfte Armin auch am Freitag zur Arbeit kommen und heute ist er von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr tätig. War Armin nach dem Schnuppern schon alleine, ohne Begleitung von ifs Spagat im Betrieb? Nein, ifs Spagat trainierte mit ihm z. B. noch eine Zeit lang den Weg zur Arbeit. Es sind knapp zwei Kilometer zu Fuß. Wir konnten uns am Anfang nicht vorstellen, dass Armin das alleine schafft. Als Kind war er einmal mit dem Fahrrad abgängig und wurde auf der Autobahn gefunden. Seither hatten wir doch gewisse Ängste. Die Begleitung klappte aber super und schon bald ging Armin den Weg alleine hin und retour. Heute variiert er den Weg – je nachdem wo die Baustellen von Müller Wohnbau sind oder wie er gerade Lust hat. Aber er ist immer pünktlich bei der Arbeit und kommt spä- testens um 12:30 Uhr nach Hause. Außer freitags. Warum am Freitag später? Da gibt es noch den Feierabendhock mit seinen Kollegen vom Bau. Das genießt er sehr. Auch ist er sonst in alle Aktivitäten der Firma eingebunden. Ist Armin eurer Meinung nach gut integriert bzw. findet Inklusion statt? Ja, definitiv. Die Leute in Altach kennen ihn. Wir werden oft auf ihn angesprochen. Armin ist begeistert von der Firma. Seinen Mentor Renato liebt er. Als er während des Lockdowns im Früh- jahr 2020 sieben Wochen zu Hause bleiben musste, fragte er jeden Tag nach Renato. Wie glücklich war er doch, als es am 4. Mai für ihn wieder losging! Was hat sich bei euch verändert, seit Armin arbeitet? Er ist viel selbständiger geworden. Wir merken, dass er von Renato sehr gefördert wird. Er hat viel dazugelernt. Sein Arbeitsplatz ist ein Glücksfall für ihn und für uns. Alles was wir uns gewünscht haben, hat sich so ergeben. Was Besseres hätte ihm und uns nicht passieren können. Wir sagen oft: Die Arbeit ist die Rettung für Armin. Er wäre sonst kaum aus seinen vier Wänden rausgekommen. Ich kenne euch jetzt auch schon fast fünf Jahre und mir fiel immer auf, wie geliebt, angenommen und integriert Armin in eurer Großfamilie, im Freundes- und Bekanntenkreis ist. Das hat sicher- lich auch einiges dazu beigetragen, dass Armin jetzt seinen Weg so gehen kann. Was meint ihr dazu? Wir sind dankbar und glücklich, dass es Armin so gut geht. Wir freuen uns mit ihm. Danke euch für das tolle Gespräch! Das Gespräch führte Thomas Hebenstreit 19 Eltern und Familien

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0