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20 Jahre Spagat 8 Arbeit ist mehr als Leistungserbringung – sie ist ein Teil des Lebens. Durch Arbeit wird Aner- kennung erfahren, sie stärkt den Selbstwert und ermöglicht Zugehörigkeit zu einem sozialen Gefüge. Menschen mit Beeinträchtigung möchten ganz selbstverständlich am Arbeitsleben teilha- ben. Sie haben das Recht, einer kollektivvertrag- lich entlohnten Erwerbsarbeit nachzugehen, und ifs Spagat unterstützt dabei. Anhand eines kurzen geschichtlichen Abrisses zeigt sich, wie sich der Begriff Arbeit in den ver- gangenen Jahrhunderten verändert hat. Während in der Antike Arbeit vor allem skeptisch betrach- tet wurde und in der jüdisch-christlichen Tradition zugleich als Fluch und Segen, Strafe und göttlicher Auftrag galt, war ehrbare Arbeit im Mittelalter bereits Grundlage für gesellschaftliche Anerkennung und Zugehörigkeit. Ab dem 17. und 18. Jahrhundert wurde der Arbeit vermehrt ein sinnstiftender Aspekt zugeschrieben und der Beruf entwickelte sich im 19./20. Jahrhundert – und bis heute – immer mehr zur Quelle persönlicher Identität. 1 Positive Auswirkungen von Arbeit Arbeit befriedigt eine Vielzahl menschlicher Bedürfnisse auf psychischer und sozialer Ebene. Ein offensichtlicher Wert von Erwerbsarbeit ist der Verdienst des eigenen Unterhalts, der die Basis für Unabhängigkeit und eine selbstständige Lebensführung schafft. Auch Systeme der sozia- len Sicherung sind in Österreich und vielen euro- päischen Ländern großteils an die Erwerbsarbeit gekoppelt. Positive psychosoziale Auswirkungen von Arbeit zeigen sich in der Strukturierung des Alltags, was Orientierung und Klarheit im Leben gibt. Eine sinn- volle Tätigkeit an einemOrt, an dem ein vielfältiger sozialer Austausch stattfinden kann, fördert die Motivation und Anregung jedes Einzelnen. 2 Zugleich sind Inklusion in die Gesellschaft und die gleichberechtigte Teilhabe zentrale Bedürf- nisse eines Menschen. In der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung und speziell im Chancengesetz des Landes Vorarlberg ist das Recht auf Gleichstellung und Teilhabe in allen Lebensbereichen – und damit auch im Bereich Arbeit – verankert. Vision einer vielfältigen (Arbeits-)Gemeinschaft Im ifs Spagat wissen wir um den Wert der Arbeit für den Einzelnen. Dies und die Vision einer viel- fältigen (Arbeits-)Gesellschaft motiviert uns, Menschen mit Beeinträchtigung auf ihremWeg zu einer sinnvollen, gerecht entlohnten Erwerbsar- beit zu begleiten und zu unterstützen. ○ 1 Vgl. Kocka, Jürgen: Thesen zur Geschichte und Zukunft der Arbeit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B21, 2001, S. 8-13. 2 Vgl. Obrecht, Werner: Was braucht der Mensch? Umrisse einer biopsychosoziokulturellen Theorie menschlicher Bedürfnisse und ihre Bedeutung für eine erklärende The- orie sozialer Probleme. Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten an der Konferenz zum 100jährigen Jubiläum der Ligue Médico-Sociale Luxemburg, 1. Oktober 2008. Nieder- wil, (Wattwil), 5.10.2009. Arbeit ist WERTvoll ... ... und befriedigt eine Vielzahl menschlicher Bedürfnisse Teresa Zengerle ifs Spagat teresa.zengerle@ifs.at „Ehrbare Arbeit war bereits im Mittelalter Grundlage für gesell- schaftliche Anerkennung und Zugehörigkeit.“ „Arbeit befriedigt eine Vielzahl menschlicher Bedürfnisse auf psychischer und sozialer Ebene.“

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