Mag. Marion Hepberger
Interpark Focus 40
6832 Röthis
Psychische Erkrankungen zählen zu jenen Erkrankungen, die stark ansteigen. Das zeigen unter anderem die Krankenstands- und Pensionierungsstatistiken. Die ohnehin schwierige Situation wird zusätzlich durch die Covid-19-Pandemie verschärft, die bei sehr vielen Menschen die psychische Gesundheit beeinträchtigt. Depressive Symptome, Angstsymptome, Schlaf- und Panikstörungen sind Krankheitsbilder, die genannt werden. Aus dieser Situation finden Menschen in vielen Fällen allein nicht heraus. Die Österreichische Gesundheitskasse und das Land Vorarlberg bauen das Behandlungsangebot für psychisch Erkrankte deshalb noch einmal deutlich aus.
Bereits in den letzten fünf Jahren wurde die psychotherapeutische Versorgung der Versicherten der Österreichischen Gesundheitskasse in Vorarlberg kontinuierlich verbessert. Die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten stieg von rund 1900 auf 3320 im Jahr 2020. Den Versicherten der Österreichischen Gesundheitskasse standen insgesamt mehr als 30.000 Therapiestunden zur Verfügung.
Diese Zahl soll bis 2023 nun noch einmal deutlich angehoben werden und zwar auf mehr als 41.000 Stunden. Das heißt, dass dann die Behandlung von rund 4100 Patientinnen und Patienten pro Jahr über das Sachleistungsangebot möglich ist. Ein großer Teil dieser Angebotsausweitung wird für Kinder- und Jugendpsychotherapie zur Verfügung gestellt.
Um all das zu finanzieren stellen die Krankenversicherungsträger in Vorarlberg jährlich zusätzlich eine Million Euro zur Verfügung.
Ein Mehr an behandelten Patientinnen und Patienten kann nicht nur durch ein Mehr an Angebot, sondern auch durch einen effizienteren Einsatz des zur Verfügung stehenden Kontingents an psychotherapeutischen Leistungen erreicht werden. Deshalb wird die Erweiterung des Sachleistungsangebots durch die Einrichtung einer Clearingstelle begleitet.
Diese ist beim Institut für Sozialdienste (ifs) angesiedelt und hat ihre Arbeit bereits aufgenommen.
Die Clearingstelle versteht sich als Serviceeinrichtung für die Patientinnen und Patienten und verfolgt dabei folgenden Ansatz:
„Eine gute Abklärung und Diagnostik ist das Fundament einer erfolgreichen psychotherapeutischen Behandlung“.
Kernaufgaben:
Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das, dass sie ein individuelles, maßgeschneidertes Angebot erhalten, das für sie passt und von dem sie am meisten profitieren.
„Mit dem Ausbau des Versorgungsangebots und der qualitativen Weiterentwicklung durch die Clearingstelle haben wir ein Angebot geschaffen, das den steigenden Bedürfnissen gerecht wird“, erklärt der Vorsitzenden des Landesstellenausschusses der ÖGK in Vorarlberg, Manfred Brunner. „Das Geld, das wir hier in die Hand nehmen, ist gut angelegt und kommt – was für uns an erster Stelle steht – direkt unseren Versicherten zugute.“
„Die Zusammenarbeit zwischen dem Land Vorarlberg und ÖGK hat sich über mehrere Jahre bewährt, dieses Thema kann nur gemeinsam bearbeitet und gelöst werden“, betont Landesrätin Rüscher. Es erfolgte eine intensive Abstimmung, wie die Gesamtmittel optimal eingesetzt werden.
Die Clearingstelle, welche anhand objektiver Kriterien beurteilt, welches Angebot genau benötigt wird, wie dringend die Situation ist und ob sich die Klientin oder der Klient in einer finanziell belastenden Situation befindet, ist ein wichtiger Faktor. Denn für diese Klient*innen stehen die Sozialfondsmittel zur Verfügung.
Darüber hinaus bieten sich durch dieses Angebot Kooperationsmöglichkeiten mit freien Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Denn alle Personen, die nicht diesen Kriterien entsprechen, können so auf ein Angebot im niedergelassenen Bereich hingewiesen werden.
„Wir stehen mit allen extra- und intramuralen Trägern im Land in Kontakt. Das ist ein wichtiger Baustein, um eine gute Versorgung anzubieten und Druck aus dem System zu nehmen“, so Rüscher. „Ich danke allen Therapeutinnen und Therapeuten für ihren Einsatz, den Mitarbeitenden der Clearingstelle und dem gesamten ifs sowie der ÖGK für die gute und langjährige Zusammenarbeit. Ein weiterer Dank gilt den Gemeinden, welche den Sozialfonds zu 40% mitfinanzieren. Die restlichen 60% werden vom Land Vorarlberg gestellt“.
Seit Oktober 2020 übernimmt die Clearingstelle die wichtige Aufgabe der Abklärung, ob und welche Form der Psychotherapie für Hilfesuchende passend ist. Denn Laien fällt es mitunter schwer selbst einzuschätzen, welche Art der Unterstützung geeignet ist und Entlastung mit sich bringt. „Die abklärenden Gespräche mit unseren Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind von zentraler Bedeutung“, erläutert ifs-Geschäftsführerin Martina Gasser. „Bereits im ersten Gespräch ermitteln sie die Notwendigkeiten der hilfesuchenden Menschen und unterbreiten passgenaue Unterstützungsangebote. So werden Umwege vermieden und ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen garantiert.“
Bis Juni 2021 fanden insgesamt 553 Clearinggespräche statt. Erweist sich Psychotherapie Vorarlberg als das richtige Angebot, was bei rund zwei Dritteln der Anfragenden der Fall war, werden diese entsprechend objektiver Kriterien sowie einem transparenten und fairen Bepunktungssystem auf einer Warteliste gereiht. Schnellstmöglich startet die psychotherapeutische Behandlung, die bei einer anderen Psychotherapeutin bzw. einem anderen Psychotherapeuten stattfindet als das Clearinggespräch. Dadurch wird gewährleistet, dass subjektive Einschätzungen beim Reihungsprozess keine Rolle spielen. Um die Wartezeit auf einen Einzeltherapieplatz zu verkürzen, können Patientinnen und Patienten an Gruppenangeboten teilnehmen.
Bei rund einem Drittel der Anmeldungen zeigte das Clearing auf, dass Sachleistungspsychotherapie im Rahmen von Psychotherapie Vorarlberg nicht das passende Angebot ist. Insgesamt 17 Prozent der Anfragenden verfügten über ausreichend finanzielle Mittel und wurden deshalb an Psychotherapeutinnen und -therapeuten in freien Praxen vermittelt, was aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Landesverband für Psychotherapie (VLP) unkompliziert funktioniert. In neun Prozent der Clearinggespräche kristallisierte sich heraus, dass die Hilfesuchenden vordergründig keiner Therapie bedürfen. Zum einen standen vor allem existenzielle Probleme und damit der Bedarf nach Existenzsicherung im Vordergrund, zum anderen war zum Beispiel die Bereitschaft, sich auf den Therapieprozess einzulassen, nicht gegeben.
„Angesichts des steigenden Bedarfs an Psychotherapie ist es von besonderer Bedeutung, dass mit dem Ausbau des Angebots auch mehr Psychotherapeutinnen und -therapeuten Sachleistungspsychotherapie umsetzen“, erklärt die ifs-Geschäftsführerin. „Denn nur wenn ausreichend Therapeuten zur Verfügung stehen, erhalten Hilfesuchende zeitnah die so wichtige und entlastende Unterstützung.“
Clearingstelle Psychotherapie
Ansprechperson:
Kerstin Vogg
Franz Michael Felder Straße 6
6845 Hohenems
Telefon: 05-1755-522
E-Mail
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